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19.03.2015

CDU-Themenabend "Integration und Willkommenskultur"

Von Christa Mutz

Flüchtlingszahlen steigen – Herausforderung für Länder, Kommunen und Menschen:

Was erwartet die Ringsheimer Bürger, wenn die ersten Flüchtlinge aufgenommen werden?

Themenabend Flüchtlinge

Dazu informierten vor etwa 30 Bürgern (von links), Bürgermeister Heinrich Dixa, Hans-Georg Dietrich (evangelischer Schuldekan aus Ettenheim), Volker Schebesta (MdL und Vorsitzender der CDU Ortenau), Dieter Schleier (Vorsitzender des CDU-Ortsverbandes Ringsheim)

Die Flüchtlingszahlen steigen und damit auch die Herausforderungen für das Land, die Kommunen und deren Bürger. Wie ist die Situation im Ort, wie können Bürger und Bürgerinnen für eine erfahrbare Willkommeskultur beitragen. Volker Schebesta, Mitglied des Landtages und Vorsitzender der CDU Ortenau, Hans-Georg Dietrich, evangelischer Schuldekan für die Region Lahr und Offenburg und Bürgermeister Heinrich Dixa referierten und diskutierten im Ringsheimer Rathaus vor und mit etwa 30 Besuchern.

„Das globalisierte Dorf ist Realität geworden“, sagte der Vorsitzende des Ortsverbandes, Dieter Schleier, bei der Anmoderation. Heinrich Dixa betonte, dass vor 70 Jahren, nach Ende des Krieges  in Ringsheim viele Flüchtlinge willkommen waren. In diesem Jahr werde man in der Gemeinde neun bis zwölf Flüchtlinge in zwei leerstehenden Gemeindewohnungen aufnehmen können. Auf Dauer werde jedoch noch mehr Wohnraum notwendig sein, weil man mit höheren Zuweisungen rechnen müsse. Er setzt dabei auf das Engagement der Mitbürger. Man werde alles Mögliche tun, so Dixa.

Volker Schebesta informierte mit konkreten Zahlen über die derzeitige Flüchtlingszuwanderung, die in den letzten Jahren sehr angestiegen sei. Er verwies auf die vielfältigen Gründe der Flucht, in allen Fällen geben die Menschen ihre Heimat auf, mit der sie verwurzelt sind, sei es wegen religiöser oder politischer Verfolgung oder wegen Armut. Er verwies auf den Artikel 16a des Grundgesetzes, wonach politisch Verfolgte Asylrecht genießen. Schwierig sei die zentrale Betreuung von unbegleiteten Minderjährigen. Der starke Zuzug von Menschen aus dem Balkan wegen wirtschaftlicher Not soll durch kürzere Verfahren gelöst werden. Von 3779 Flüchtlingen Anfang des Jahres, die nach Baden-Württemberg einreisten, waren allein 2063 Menschen aus dem Kosovo, so Schebesta. Mit der Anerkennung als sichere Herkunftsstaaten einiger Balkanländer sollen Asylverfahren beschleunigt werden.

Hans-Goerg Dietrich zeigte aus den Erfahrungen der Flüchtlingsbetreuung in Ettenheim auf, dass es keine vorgefertigten Raster gibt, um die manchmal sehr schwierige Situation zu bewältigen. Im Schwesterwohnheim und einem zweiten Gebäude wohnen zehn Familien mit 44 Personen, darunter 23 Kinder unter 18 Jahren. Mit der Willkommensinitiative „Neustart“ , zwischenzeitlich wurde ein Verein gegründet, wird versucht, den Ankömmlingen die Integration und das alltägliche Leben zu erleichtern. Dietrich sagte auch, dass jemand da sein muss, der die Spielregeln bestimmt.

Das Erlernen der Sprache, die Begleitung zu Ämtern, oder die Vermittlung zu Vereinen sind Beispiele, die keine Politik vorgibt, aber von großer Bedeutung sind. Mit einem kleinen Büro koordiniere man zwischenzeitlich die Helferstrukturen. Bei einer Kleiderkammer können sich Flüchtlinge mit gespendeten Kleidern versorgen. Der Kontakt zu den Schulen und Kitas sei sehr wichtig, stellte Dietrich fest. Manchmal ist wenig sehr viel, mit einem ausgemusterten Fahrrad könne zum Beispiel Mobilität hergestellt werden. „Stellen sie eine positive Grundeinstellung her, aber es gibt auch Dinge, die wir nicht leisten können oder wollen“, so Dietrich.

Die rechtlichen Rahmenbedingungen sollten geprüft und hergestellt werden. Man müsse sich darauf einstellen, dass man überrascht wird, die Landratsämter seien zum Teil überfordert, man dürfe nicht zu viel Unterstützung erwarten. Vieles müsse vor Ort selbst geregelt werden. Grundsätzlich sei der Ansatz bei den Helfern ein anderer, als in der Politik, „wir empfangen Menschen“, so eindrücklich Dietrich und fügte hinzu: „Es lohnt sich für die Menschen einzutreten, wir lernen selbst jeden Tag dazu.“

Die Zuhörer nahmen die Gelegenheit wahr, sich in einer offenen und sachlichen Diskussion mit den Referenten mit einem schwierigen Thema auseinander zu setzen. Am Ende stand die Erkenntnis, dass das Flüchtlingsproblem in Ringsheim noch nicht wirklich in den Köpfen angekommen ist,  der Informationsabend hätte mehr Interesse verdient gehabt. Auch in Ringsheim wird es in absehbarer Zeit Menschen brauchen, die sich ehrenamtlich für Menschen in Not einsetzen.